Osterglocken? Osterläuten?
Wir könnten es für einen Aprilscherz halten, wenn sich das Ereignis nicht tatsächlich zugetragen hätte – allerdings bereits Mitte März. Und wir könnten von Osterglocken sprechen. Doch es hatte sich um ein reales Läuten von Kirchenglocken gehandelt und nicht um die reale Pflanze. Osterläuten träfe es allerdings auch nicht; siehe vorher. Doch was ist geschehen?
Wie verschiedene Medien berichteten, verschaffte sich in der Nacht zum 16. März ein Hacker Zugang zum Geläut des Wiener Stephansdoms. Hierfür nutzte er (oder sie, wir wissen es nicht) die Tatsache, dass für die Fernwartung eine Internetverbindung mit einer Innsbrucker Glockenfirma besteht. Er oder sie startete zunächst das sogenannte „Festgeläute“ im Südturm und danach das barocke Geläute im nördlichen Heidenturm. Einzig die „Pummerin“, die große Glocke, habe nicht geläutet, weil diese nicht ans Internet angeschlossen sei.
Tagsüber wäre das Geläute vermutlich nicht oder kaum aufgefallen. Zumindest nicht so schnell. Allein:
Das Gebimmel startete um 2.11 Uhr und dauerte etwa 20 Minuten, bis der ebenfalls geweckte Dompfarrer Toni Faber den Lärm um 2.34 Uhr persönlich abschaltete, so Michael Prüller, Pressesprecher der Erzdiözese Wien.
(„Hacker ließ Glocken des Stephansdoms in der Nacht läuten“, futurezone.at vom 16. März 2022)
Zusätzlich auch noch vom Kardinal (!) angerufen, habe der Dompfarrer die Glocken schließlich über ein Tablet anhalten können. Am Nachmittag habe man die Glocken vom Netz genommen und eine feste VPN-Leitung installiert.
Dass ein Angriff auf ein Kirchengeläut tatsächlich und sogar relativ einfach möglich ist, demonstrierte ein Hacker bereits vor geraumer Zeit (!) in einer Wissenschaftssendung im Fernsehen vor laufender Kamera. Aber wir sehen, dass es sich weder um Osterglocken noch um ein Osterläuten handelte. Ob wir deswegen allerdings be(un)ruhigt sein sollten, wäre eine andere Frage. Zumal wir wissen, dass Angriffe auf viel wichtigere Objekte möglich sind!
Und es handelt sich also auch nicht um einen Aprilscherz. Trotzdem wünschen wir an dieser Stelle schon einmal ein frohes Osterfest. Ob mit oder ohne Osterglocken oder -läuten.
(Siehe hier etwa auch „Befragung“ über das Glück, nur einen Anrufaufzeichner und keinen -beantworter zu besitzen, „Unerwünschte Anmeldeversuche“, nämlich auf die eigene Website, „Die Gelehrten und die Pfaffen“ über ein häufig falsch und verkürzt wiedergegebenes Ostergedicht von Mörike und zu einem anderen, aber weniger „lustigen“ Vorkommnis in Wien: „Heldenplatz. Über (Neo)nazis und Juden“!)
Na, unter diesem Aspekt ist es ja blöd, dass die letzten drei deutschen Atomkraftwerke erst Ende 2022 abgeschaltet werden …
Hä?
Könnten ja in den letzten paar Monaten noch gehackt/gecrackt werden.