Wahlen als Intelligenztest
Hitler früher, Beschwerden über zu große Stimmzettel in Frankfurt am Main, zweistellige Ergebnisse für die AfD und Donald Trump in den USA heutzutage: Muss man einen Niedergang der Intelligenz der Wählerschaft befürchten? Wahlen als Intelligenztest? Oder einen Intelligenztest vor Wahlen? Ein Kommentar.
Gedanken zur Intelligenz der Wählerschaft
Der Bismarck, der hat wohl drei Haare —
denn daran erkennt man den Mann.
Und langsam vergingen die Jahre,
und es kamen die Wahlen heran.
(aus dem Gedicht „Marschlied nach den Wahlen“ von Theobald Tiger alias Kurt Tucholsky, Die Weltbühne, 23. September 1930, Nr. 39, Seite 473)
Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.
(aus einem Brief des französischen Diplomaten Graf Joseph Marie de Maistre vom April 1816 in: Correspondance diplomatique, 1861)
Hinter der Trommel her
Trotten die Kälber
Das Fell für die Trommeln
Liefern sie selber.
(aus dem Gedicht „Kälbermarsch“ von Bertolt Brecht in: Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band, Frankfurt am Main 1981, Seite 1219)
Sie hätten es besser wissen können
Millionen Deutsche hatten Hitler gewählt — und mit ihm ihren eigenen Untergang. Sie hätten es vorher besser wissen (und später für die Zukunft daraus lernen) können, aber „Mein Kampf“ hatten sie angeblich ja alle nicht gelesen (siehe dazu hier auch „Der Kampf um Hitlers ‚Mein Kampf‘“ und „Zum Wandel unserer Begrüßungskultur“). Sie ließen sich von einem Mann verführen, der mit markigen Worten einfache, aber radikale Lösungen für komplizierte Probleme versprach.Von zu großen Stimmzetteln überfordert und der Ruck nach rechts
Im Frankfurt am Main der Gegenwart beschweren sich Wähler über die mehr als quadratmetergroßen Stimmzettel bei der Kommunalwahl am 6. März, auf denen nicht nur ein Listenkreuz für eine Partei, sondern auch kumuliert und panaschiert werden konnte. Sie meinen, dass die niedrige Wahlbeteiligung darauf zurückzuführen sei, sie selbst jedenfalls deswegen nicht gewählt hätten. In Sachsen-Anhalt werden der AfD zweistellige Wahlergebnisse vorhergesagt, einer Partei, die es wie PEGIDA nur wegen der sogenannten „Flüchtlingskrise“, die sie selbst ausgerufen hatte, gibt — und die eigentlich auch nur zu diesem Thema etwas zu sagen hat (siehe hier „Eine Alternative für Deutschland?“). Dort in Hessen, wo die AfD nicht angetreten ist, erhielten die Republikaner und die NDP hohe Stimmenanteile!
Wahlen in den USA: nicht nur dort eine Herausforderung an die Intelligenz
In den USA kandidiert bei den Präsidentschaftswahlen mit Donald Trump nicht nur ein Multimillionär, sondern auch ein Waffennarr, der allen Ernstes behauptet, dass er auf der Straße jemanden erschießen könne und trotzdem von seiner Anhängerschaft geliebt werden würde, und der sich, ähnlich wie die AfD, gegen Einwanderung ausspricht und an der Grenze zu Mexiko eine Mauer bauen will. Die Parallelen zu rechtspopulistischen Parteien und rechtsgerichteten Politikern wie Marine Le Pen oder Viktor Orbán in Europa, die innere Sicherheit durch einfache, aber stets radikale Lösungen versprechen, sind unverkennbar!
Was die Wahlen in den USA anbelangt, so hat es Pete Johansson in einem Tweet treffend formuliert:
America, you might call this an election, but the rest of the world is viewing it as your I.Q. Test. And it’s not looking good.
Nun, auch hierzulande sieht es nicht gut aus, da Wahlen anscheinend immer mehr zu einem Intelligenztest werden, und es ist zu befürchten, dass man sich über die Intelligenz der Wählerschaft immer noch und immer wieder ernsthafte Gedanken machen muss, und das keineswegs nur in den USA. Vielleicht sollte nicht das Alter, sondern ein Mindest-IQ Voraussetzung für die Ausübung des Wahlrechts sein?
(Mit Dank an Julian Zwingel von den Blogrebellen und seinen Beitrag „Falls Donald Trump wirklich Kandidat werden sollte: IQ-Test oder Wahl?“!)
Siehe hier auch:
- „Wahlbeteiligung: Armut wählt nicht“ und
- „Was Sie schon immer (nicht) wissen wollten (15)“ über die Klicks der Parteien bei Facebook und Twitter.
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Ist der Stimmzettel klein und man kann ein Kreuz machen, ach, dann hat man zu wenig Wahlmöglichkeiten und ist der Zettel groß und man kann mehrere Kreuze machen – ach, es ist aber auch ein Kreuz mit den Kreuzen, …
Und dann kreuzen die auf, die kein Kreuz machen und sagen, dass Ihnen Politiker, Andersdenkende, Anderslebende, Andersaussehende, Anderssprechende, Andersgläubige bloß nicht den Weg kreuzen sollen, weil sonst… und monieren, dass sie keine Stimme im Staat haben. Stimmt, sie hatten nur einen Zettel, mit dem sie nicht umgehen konnten.
😀
Letzteres stimmt, denn gerade die sogenannten Protestwähler, also die, die die AfD gewählt hatten, haben Stimmen verschenkt, weil sie in Frankfurt und Hessen nicht kumulierten und panaschierten! Womit wir wieder bei der Intelligenz der Wählerschaft, in diesem Fall der der AfD, wären …
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